Der biologische Landbau hat in der Steiermark in allen Sparten der Landwirtschaft Fuß gefasst. Berechnungen mit Vermarktungszahlen zeigen unter Berücksichtigung der Biozuschläge, dass damit die Wertschöpfung in den Regionen um mehrere Millionen € ansteigt. Die Ausweitung und Weiterentwicklung der Biologischen Landwirtschaft ist eine Strategie des BMLFUW, die im nationalen Bio-Aktionsprogramm 2015-2020 verankert ist. Die biologische Landwirtschaft wird auch als ein wichtiges Instrument gesehen, um für die Herausforderungen in den Bereichen Klimaschutz, Ressourceneffizienz, Wassermanagement und Biodiversität einen wichtigen Beitrag zu leisten. Im Diskussionspapier "Volkswirtschaftlicher Nutzen der Bio-Landwirtschaft für Österreich" vom FIBL Schweiz wird das eindrucksvoll dokumentiert. Bio wird nach Aussagen von Meinungs- und ZukunftsforscherInnen weiterhin DIE zukunftsweisende Landbewirtschaftung bleiben. In den beteiligten Leader-Regionen spielt der biologische Landbau zwar teilweise schon eine größere, vielfach aber noch eine untergeordnete Rolle. Aber gerade biologisch wirtschaftende Betriebe haben sich zum Ziel gesetzt, nachhaltig zu wirtschaften und somit hochwertige Lebensmittel und lebenswerte Lebensräume zu erzeugen. Durch den Verzicht auf energieintensive Dünger- und Pflanzenschutzmittel, durch den Aufbau gesunder Humusböden zur C02-Bindung und durch eine Tierhaltung im ökologischen Kreislauf tragen biologisch wirtschaftende Betriebe zum Klimaschutz bei. Diese Gründe aber auch steigende Vermarktungszahlen zeigen, dass sowohl für die regionale als auch für die indirekte Vermarktung weitere Bio-Betriebe benötigt würden. Die Gründe, warum BäuerInnen und Bauern ihren Betrieb nicht umstellen, können folgenden Bereichen zugeordnet werden: Informationsdefizite: Hemmschwelle für neue Wege in der Produktion Psychologische Vorbehalte - fehlender Rückhalt in der Bevölkerung
Produktionstechnische Herausforderungen: technische Lösungen können dem Biolandbau ein modernes Image geben.
Durch ein kontinuierliches Arbeiten in diesen Themenbereichen soll es gelingen, Betriebe zur Umstellung auf den biologischen Landbau zu bewegen, die positive Meinung der Bevölkerung gegenüber der biologischen Landwirtschaft weiter zu erhöhen und verstärkt auf den Nutzen der biologischen Wirtschaftsweise hinsichtlich Klimaschutz, Humusaufbau, Erosionsschutz hinzuweisen. Den Betrieben sollen durch gezielte Bildungsmaßnahmen alternative Bewirtschaftungsmethoden näher gebracht werden. Durch die Entwicklung moderner Hacktechniken kann der biologisch wirtschaftende Betrieb unterstützt werden, aber auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln könnte bei konventionell wirtschaftenden Bauern reduziert werden und so ein Nutzen für die gesamte Bevölkerung entstehen. Nicht nur LandwirtInnen könnten über diese Bildungsmaßnahmen erreicht werden sondern auch SchülerInnen können über Versuchsanlagen und Vorführungen von z.B. Hacktechniken in den Landwirtschaftsschulen angesprochen werden.
Bio-Grünland
Das Almenland ist von seinen Gegebenheiten dafür vorgesehen, im Einklang mit der Natur zu produzieren. Der hohe Anteil an Grünland (Wiesen, Weiden, Almen) in hohen Lagen (Seehöhe 460 bis 1720m) ist prädestiniert für die Wiederkäuerhaltung, vorwiegend mit Rindern und Schafen. Die Bewirtschaftung dieser Grünlandflächen aber auch der Grünlandflächen in den Tallagen verträgt sich mit Konzepten aus der Bio-Landwirtschaft äußerst gut. Diese heben den Wert des Grünlandes und ermöglichen es, hohe Leistungen auf Grundfutterbasis zu erreichen. Die weit verbreitete Meinung dass Grünland auch ohne besondere Maßnahmen geführt werden kann, ist falsch. Optimale Bewirtschaftung erfordert auch entsprechende Kenntnis über pflanzenbauliche, bodenkundliche und biologische Zusammenhänge. Werden diese beachtet und Konzepte zur Bewirtschaftung erstellt, kann der Betriebsmitteleinsatz für die Produktion gering gehalten werden und der Spagat zwischen artgerechter Fütterung der Tiere und entsprechend erwünschten Leistungen kann geschafft werden. Für die Region bedeutet dies, weitgehend mit vorhandenen Ressourcen arbeiten zu können, auf regionaler Ebene klimatisch neutral zu arbeiten (geringste Zufuhr von Futtermitteln; Humus im Grünland speichert C02) und auch anderswo keinen negativen Einfluss zu üben (kein Futtermittelimport aus dem Ausland und damit keine Belastung des Klimas durch Landnutzungsänderungen in anderen Ländern und Transportemissionen).
Bio-Weinbau
In den letzten Jahren konnte der biologische Weinbau in Österreich starke Zuwächse verzeichnen. Zu Zeit wird in der Steiermark auf über 450 ha (das sind über 14% der gesamten Rebfläche) Wein nach biologischen Richtlinien erzeugt Durch den weitgehenden Verzicht auf Chemikalien im Bioweinbau trägt die weitere Erhöhung dessen Anteils bei der Weinproduktion zur Steigerung der Lebensqualität in der Region bei und stärkt die lokale Biodiversität. Strukturell handelt es sich bei Bioweinbetrieben eher um kleinere und mittlere Einheiten, die zwar untereinander gerade über Bio Ernte Steiermark gut vernetzt sind, jedoch in den Bereichen Vermarktung,
Öffentlichkeitsarbeit und Innovationen gegenüber größeren Betrieben im Nachteil sind. Hier macht es Sinn, mit gezielten Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit dieser Betriebe auch durch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Slowenien zu stärken. Dadurch können auch neue Weinbauern zur motiviert werden, um damit das Netzwerk der Bioweinbaubetriebe im Süden der Steiermark weiter auszubauen. Die Nachfrage der Konsumenten nach Obst und Wein, produziert nach den Richtlinien des biologischen Landbaues, steigt ständig, Umfragen zeigen, dass der Konsument von Bioprodukten kritisch ist und sich für die Produktion dieser Bioprodukte im Detail interessiert. Weitere Öffentlichkeitsarbeit zur Information und Schulung aber auch Sensibilisierung der Konsumenten und KonsumentInnen sind daher ganz besonders für den Bioweinbaus notwendig.
Ziele und Zielgruppen
Zentrales Anliegen des Projektes ist es, über Bildungsmaßnahmen LandwirtInnen zu animieren, Innovationen im biologischen Landbau voranzutreiben und die Akzeptanz des biologischen Landbaus bei allen Bevölkerungsgruppen in den beteiligten Regionen weiter zu erhöhen. BäuerInnen sollen die biologische Bewirtschaftung ihrer Betriebe als Möglichkeit betrachten und weiter entwickeln. Die wirtschaftlichen Chancen im Bereich der Bio-Vermarktung aber auch das Konzept der Kreislaufwirtschaft am Betrieb und der Umweltnutzen der biologischen Landwirtschaft für die Region sollen vorgestellt und auf die einzelbetriebliche Ebene herunter gebrochen werden. Damit soll einerseits die Zahl der Bio-Betriebe weiter steigen und andererseits das ökologische Interesse aller Betriebe angeregt werden. Kernzielgruppe des Projektes sind die BäuerInnen der beteiligten Leader-Regionen. Sowohl bestehende Bio-Betriebe als auch bäuerliche Betriebe mit entsprechendem Umweltbewusstsein können in ihrer weiteren Entwicklung von den Projektmaßnahmen profitieren. Der Kreis schließt sich bei den KonsumentInnen, die durch Berichte zum Projekt auf vielen Ebenen mit den Vorteilen von biologischen Produkten zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und zur Erhaltung einer gesunden Umwelt vertraut gemacht werden sollen. Aber auch auf gesundheitsfördernde Faktoren von Bio-Lebensmitteln, wie weniger wertmindernde Inhaltsstoffe, Gentechnik-Freiheit und somit eine gesunde Umwelt soll in den Vordergrund gestellt werden.
Beschreibung der geplanten Aktivitäten
Allgemeine Bildungsmaßnahmen - Auftaktveranstaltungen:
Vorstellung des biologischen Landbaues mit den Umweltthemen wie Klimaschutz, Humusaufbau, biologische Bodenbewirtschaftung und Optimierung mit modernen Hacktechniken. Dabei sollen regionale Ansätze erhoben und ins Projekt integriert werden.
Maßnahmen im Ackerbaugebiet:
Bio-Ackerbau spielt in der Steiermark noch eine untergeordnete Rolle. Vernetzung, Erfahrungsaustausch, vor allem aber das Vorzeigen und gemeinsame Weiterentwickeln von innovativen Techniken bringt den Bio-Ackerbau in der Steiermark einen Schritt vorwärts; fachlich zeichnet sich die Situation durch folgende Schwerpunkte aus: Hackfrüchte wie Mais, Soja, Sonnenblume oder Ölkürbis gedeihen hervorragend und lassen sich bestens verkaufen. Die Unkrautregulierung am Hang stellt aber eine besondere Herausforderung dar. Das Klima mit hohen Temperaturen und guter Niederschlagsverteilung ermöglicht einen intensiven Anbau von Zwischenfrüchten. Optimale Mischungen mit einem entsprechenden Effekt auf den Humusgehalt sind sehr gefragt. Die Fruchtfolgen im Bio-Ackerbau gestalten sich bislang noch eher einfach. Mit Erfahrungen im Anbau von Druschalternativen oder Kräutern kann hier ein wertvoller Beitrag zu allgemein relevanten Themen wie Biodiversität, Kulturlandschaft und Ressourcenschutz geleistet werden. Die Bodenbearbeitung stellt im Bio-Ackerbau sicher einen ganz entscheidenden Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg dar. Hier gilt es neue Ideen aus dem In- und Ausland (Dammkultur, Flächenrotte) unter den Bedingungen vor Ort zu erproben, zu begleiten und bekannt zu machen. Innovationsflächen sind in allen 4 beteiligten Regionen vorgesehen und sollen jeweils ein Schwerpunktthema abdecken. Diese sind die Verwendung von Zwischenfrüchten zum Humusaufbau und Erosionsschutz, die Erweiterung der Fruchtfolgen mit alternativen Kulturen und das Erproben alternativer Bodenbearbeitungstechniken. Diese Flächen auf Praxisbetrieben sind zu konzipieren, mit den Betrieben abzustimmen und dann laufend zu betreuen und auszuwerten. Dabei wird eine Kooperation auf wissenschaftlicher Ebene mit der Bioforschung Austria unter der Leitung von Dr. Wilfried Hartl angestrebt. Exkursionen sind eine Möglichkeit um Innovation in die Region zu bringen. Im Projektzeitraum werden in Summe 4 Themen mit Exkursionen abgehandelt und für alle Regionen gemeinsam durchgeführt. Seminare sind eine Möglichkeit, Entwicklungen im Bereich Bio-Ackerbau in der Region publik zu machen und auch zu vertiefen. Mit 8 ganztägigen Fachseminaren im Projektzeitraum können mehrere Themen, die sich seitens der Regionen oder allgemeiner Entwicklungen im Biobereich ergeben, behandelt werden. Vorführungen und Begehungen auf Praxisflächen ermöglichen ein Wahrnehmen mit allen Sinnen und einen Austausch der für alle ein Gewinn sein kann. Neben den Innovationsflächen können auch gute einzelbetriebliche Beispiele die Basis für 12 Vorführungen bzw. Begehungen im Projektzeitraum sein.
Bio-Grünland
Mit richtiger Standortansprache und angepasster bzw. abgestufter Nutzung von Grünlandflächen kann eine maximale Grundfutterleistung erzielt werden. Kombiniert mit Empfehlungen für die Tierhaltung und Tiergesundheit soll mit maßgeschneiderten Bildungsveranstaltungen landwirtschaftlichen Betrieben ermöglicht werden, die Bewirtschaftung ihrer Flächen und die Haltung der Tiere zu optimieren, Kosten zu senken und nachhaltig und ressourcenschonend zu arbeiten.
Bio-Weinbau
Die Informationsmöglichkeiten für interessierte Betriebe sind in der Steiermark wenig etabliert. Daher wird im Rahmen einer Bildungsveranstaltung das vorhandene Praxiswissen gepaart mit wissenschaftlichen Erkenntnissen für etabliert Biobetriebe aber auch grundsätzlich interessierte Weinbaubetriebe gezielt angeboten. Die jährliche Verkostung von Bioweinen bringt Konsumentinnen und Bio-Weinbaubetriebe direkt zusammen. Diese Veranstaltung wird in lokalen und sozialen Medien beworben, bei der Veranstaltung selbst liegt für den interessierten Konsumenten, die interessierte Konsumentin, Informationsmaterial auf. Durch die Möglichkeit Bio-Weine neuer, sogenannter Piwi-Sorten (pilzwiderstandsfähigen Sorten) zu verkosten, steigert sich die Akzeptanz dieser, für den Bio-Weinbau wichtige neue Produkte. Eine Erhebung der Anforderungen der Praxisbetriebe zur Entwicklung eines Prototyps und eine folgende Konzepterstellung für die mechanische Unterstockpflege bei Obst- und Weinkulturen in Anlehnung an den im Projekt integrierten PathFinderAgrar wird durchgeführt werden.
Die Weinbauregionen in der südlichen Steiermark liegen direkt an der Grenze zu Slowenien. Beiderseits der Grenze hat der Bioweinbau Tradition. Diese Nähe ist gerade für Weinbauern der südlichen Steiermark als große wirtschaftliche Chance zu sehen. Themen wie gemeinsame Produktionsmöglichkeiten (Weintrauben- und Erntemanagement), Bildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Aufbau eines transnationalen Kooperationsnetzwerkes von biologisch arbeitenden Weinbaubetrieben werden in drei sektorenübergreifenden bilateralen Gesprächskreisen diskutiert und zukünftige gemeinsame Maßnahmen erarbeitet. Entwicklung und Umsetzung einer automatischen Gerätenachführeinheit als innovatives Lenksystem.: Kameragestützte Lenksysteme mit Verschieberahmen finden bereits Anwendung im Acker und Gemüsebau. Diese Systeme sind zumeist für Klein- und Mittelbetriebe nicht rentabel (hoher Anschaffungskosten), zudem auf Grund der technischen Konzeptionierung für Hanglagen nur bedingt geeignet. Ziel ist die Entwicklung und Umsetzung eines Geräte- und Traktorhersteller unabhängigen automatischen Lenksystems, dass sowohl für Gunst- als auch Hangflächen optimal geeignet ist und mit moderaten Kosten auf jeden Traktor mit Hydrauliksystem nachgerüstet werden kann. Durch die automatische oder manuelle Steuerung von Hydraulikkomponenten am Traktorhubwerk ist das System vielseitig (Hacken, Mähen, Aussaat etc.) und ganzjährig einsetzbar. Die Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität von Biobetrieben wird durch effizientere und präzisere Arbeitsschritte erhöht. Es wird dadurch für konventionelle Betriebe ein zusätzlicher Anreiz geschaffen auf biologische Wirtschaftsweise umzustellen.
Mehrwert der Produktentwicklung "pathfinderAgrar"
Die Umsetzung des Projektes soll im Sinne der Technologieentwicklung "von Landwirten für Landwirte" verstanden werden und als Anstoß der Gründung einer regionalen Arbeitsgruppe für Landtechnik im Acker- und Gemüsebau dienen. Ziel einer solchen Arbeitsgruppe ist ein langfristig gesicherter Wissenstransfer zwischen den Landwirten und aktives Entgegenwirken von derzeitigen Preisentwicklungen im Agrartechniksektor durch die Bündelung von "know how" und entsprechendes zur Verfügung stellen von Netzwerken, durch die, weiterführende Projektideen umgesetzt werden können und somit ein nachhaltiger Technologie- und Wissensvorsprung in der Region gewährleistet werden kann. Durch moderne Technologien in Verbindung mit entsprechendem Wissen, wird ein erhöhter Anreiz für Jugendliche geschaffen Landwirtschaft weiter zu betreiben. Zudem erlauben automatisierte Hacksysteme ein effizientes und herbizidfreies Unkrautmanagement wodurch für landwirtschaftliche Betriebe der Anbau von Druschgewürzen und Blattkräutern als zukünftige Alternative zur konventionellen Landwirtschaft gesehen werden kann. Derartige Kulturen wie Kümmel, Anis, Mohn, Fenchel, Bockshornklee etc. führen zu einer Verschönerung des regionalen Landschaftsbildes, wodurch die Tourismusgebiete profitieren. Zusammengefasst wird die Umsetzung eines, auf die regionalen Bedürfnisse abgestimmten, automatisierten Hacksystems als Beitrag zur Erhaltung der kleinstrukturierten regionalen vielseitigen Landwirtschaft verstanden. Wodurch aktiver Wasserschutz und langfristig integrierter Erosionsschutz durch Verzicht von Herbiziden gewährleistet wird.
Räumliche Ausdehnung
Die vier beteiligten Leader-Regionen sind das Hügelland östlich von Graz - Schöcklland, die Region Almenland & Energieregion Weiz - Gleisdorf, die Region Südsteiermark sowie das Steirische Vulkanland. Das Projekt zielt darauf ab, im gesamten Gebiet die biologische Landwirtschaft und den Bio-Ackerbau im Speziellen durch Information und Innovation auszubauen und weiter zu entwickeln. Eine erhöhte Wertschöpfung im bäuerlichen Bereich wirkt sich in Folge auf alle Wirtschaftszweige in der Region positiv aus. Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit kann insgesamt zu einem positiven Stimmungsbild für die Landwirtschaft beitragen.